Das Spiel ohne Ende

Max hatte immer eine Schwäche für Spiele, die Grenzen ausloteten. So war es auch kein Wunder, dass er sich von „Mind’s Abyss“ angezogen fühlte, als er im Game-Forum davon erfuhr. Ein ominöses Spiel, das nirgendwo gelistet war, ohne Trailer, ohne Entwicklerinfos. Nur ein anonymes Versprechen: Ein Spiel ohne Ende.

Die Datei war klein und passte auf seinen alten USB-Stick. Nach dem Start auf seinem PC leuchtete der Bildschirm grün auf, und das Hauptmenü erschien – schlicht, ohne Musik. Lediglich eine Auswahl: „Start“. Max klickte.

Anfangs wirkte alles harmlos, beinahe langweilig. Ein kleiner Pixel-Avatar navigierte durch einfache Räume, sammelte Schätze, wich Monstern aus. Aber es änderte sich schnell. Nach etwa einer Stunde begann das Spiel, in Max‘ Kopf zu ziehen. Geräusche aus dem Spiel klangen plötzlich real, hallten in seinem Zimmer wider. Er drehte sich um, sicher, jemanden hinter sich zu hören – doch da war niemand. Es musste eine hochmoderne Sound-Engine sein, dachte er.

In der dritten Stunde fielen die Wände der Spielwelt auseinander, und seltsame, dunkle Gänge tauchten auf, voller Schatten. Die Umgebung begann, ihn an seine eigene Wohnung zu erinnern. Räume ähnelten seiner Küche, seinem Schlafzimmer, mit genau dem gleichen Möbelarrangement – nur schien alles grau und verblichen. Max fühlte, wie die Schweißperlen ihm die Stirn herunterliefen. Der Bildschirm leuchtete grün und glomm, als wäre das Licht lebendig und wollte ihn verschlucken.

Nach vier Stunden gab es keinen Ausweg mehr. Game Over schien in diesem Spiel nicht zu existieren. Max versuchte, den PC auszuschalten – doch die Tasten reagierten nicht. Er zog den Stecker, doch das Spiel blieb. Sein eigenes Spiegelbild auf dem Bildschirm wirkte blass und verzerrt, wie ein Schatten seiner selbst.

In einem letzten, verzweifelten Versuch klickte er wild auf die Tastatur, nur um den nächsten Text zu lesen, der auf dem Bildschirm erschien: Willkommen in Mind’s Abyss, Max. Du bist angekommen. Dein Spiel hat gerade erst begonnen.

Als er aufblickte, war das Spiel nicht mehr im Bildschirm, sondern rings um ihn – die Schatten und die Gänge hatten ihn in einen Albtraum gezogen, aus dem es kein Erwachen gab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert