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Der letzte Überfall

Der Regen prasselte schwer auf den Asphalt, als der gepanzerte Zug in die letzte, einsame Schlucht einfuhr. Die Berge ragten bedrohlich auf beiden Seiten auf, und der Nebel hing tief über den Gleisen. Es war der perfekte Ort für einen Überfall – und das wusste nicht nur die Bande von Profi-Dieben.

„Ist alles bereit?“ fragte Ivan, der Anführer, mit einem prüfenden Blick auf seine Mannschaft. Sechs Männer und Frauen, schwarz gekleidet, ausgerüstet mit modernster Technik und Nerven aus Stahl. Neben ihm stand Sarah, die Sprengstoffexpertin, die in Gedanken noch einmal die Position der Ladungen durchging. Ihr Ziel: der hochgesicherte, gepanzerte Zug, der nicht nur Gold, sondern auch alte, wertvolle Artefakte transportierte.

„Sprengladungen sind gesetzt“, bestätigte sie leise. „Nur noch ein Knopfdruck.“

Der Zug fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Der Plan war einfach: Die Sprengung würde einen Teil der Schienen zerstören und den Zug zum Stillstand zwingen. Dann würden sie zuschlagen – blitzschnell, präzise, ohne Opfer.

„Jetzt!“, befahl Ivan, als der Zug in die Nähe der Ladung kam. Sarah drückte den Zünder, und mit einem donnernden Knall zerbarst die Strecke vor dem Zug. Ein ohrenbetäubendes Kreischen erfüllte die Luft, als die Waggons sich ineinander verkeilten und Funken in die Nacht sprühten.

„Los!“ Ivan stürmte mit gezückter Waffe voraus, gefolgt von seinem Team. Sie wussten, dass jede Sekunde zählte.

Doch als sie den ersten Waggon erreichten und die schweren Türen aufsprengten, erwartete sie eine Überraschung. Statt der üblichen Wachmänner standen ihnen maskierte Soldaten gegenüber – eine paramilitärische Einheit, die ohne Vorwarnung das Feuer eröffnete.

„Das ist ein Hinterhalt!“ schrie Sarah, als sie hinter einem Felsen in Deckung ging.

Die Luft war plötzlich erfüllt von Kugeln und Schreien. Ivan warf sich flach auf den Boden, rollte sich ab und feuerte blind zurück. „Zurückziehen! Es ist eine Falle!“

Doch der Rückzug war unmöglich. Die Soldaten hatten ihre Positionen bereits gesichert und drängten die Diebe immer weiter zurück, während sie sich gezielt zwischen den Felsen und dem beschädigten Zug verschanzt hatten. Sarah warf eine Rauchgranate, und für einen Moment füllte dicker Nebel die Schlucht. Ivan nutzte die Gelegenheit, um sich mit Sarah in einen der hinteren Waggons zu retten.

„Was jetzt?“ fragte sie keuchend.

Ivan dachte schnell nach. Sie hatten das Gold, das Artefakt – alles, wofür sie gekommen waren, lag nur wenige Meter entfernt, doch der Ausweg war versperrt.

„Wir kämpfen“, sagte er schließlich, seine Stimme hart und entschlossen. „Wir kämpfen oder sterben.“

Mit einem letzten Blick auf Sarah nickte er und trat aus dem Waggon heraus, seine Waffe gezückt. Die Soldaten rückten näher, und der finale Kampf entbrannte. Kugeln rissen durch die Nacht, Explosionen hallten zwischen den Felsen wider. Die Luft roch nach Schießpulver und Blut.

Es war eine gnadenlose Schlacht, in der keine Seite Gnade zeigte. Doch am Ende, als die letzten Schüsse verhallten und die Stille der Nacht zurückkehrte, stand Ivan schwer verletzt, aber lebend, zwischen den zerstörten Waggons. Um ihn herum lagen die leblosen Körper der Soldaten – und auch einige seiner eigenen Leute.

Mit zitternder Hand griff er nach dem Artefakt, das er um jeden Preis holen wollte. Er hatte gewonnen – aber zu welchem Preis?

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