Raumkampf im Orbit

Die „Vanguard“ war ein alter Frachter, gebaut für langsame Transportflüge zwischen den äußeren Kolonien. Doch heute war sie ein Raubvogel auf der Flucht, gejagt durch das endlose Schwarz des Weltraums. Captain Kara saß im Cockpit, die Augen fest auf das Scanner-Display gerichtet. „Sechs Jäger hinter uns, Entfernung 10.000 Kilometer. Sie kommen näher“, meldete Cyrus, der Navigator. Sein Gesicht war bleich, aber konzentriert.

„Wie viel Zeit bis zum Asteroidenfeld?“ fragte Kara und tippte ungeduldig auf den Steuerknüppel. Der Frachter zitterte, als die vollen Triebwerke den alten Rumpf fast auseinanderzogen.

„Zwei Minuten“, antwortete Nyla, die Ingenieurin, während sie hektisch die Temperaturanzeigen im Blick behielt. „Die Triebwerke werden das nicht lange mitmachen.“

Kara kniff die Augen zusammen und lehnte sich zurück. „Sie müssen es aber. Haltet durch.“

Die „Vanguard“ hatte keine Waffen, kein Schild, das einem direkten Treffer standhalten würde. Doch sie hatte Geschwindigkeit – zumindest, wenn die alten Triebwerke auf maximaler Leistung liefen. Und sie hatte einen Vorteil: Das Asteroidenfeld vor ihnen war tödlich für die Jäger, die sie verfolgten.

„Captain, sie feuern!“ rief Cyrus plötzlich. Im selben Moment erzitterte das Schiff, als mehrere Plasmageschosse knapp am Rumpf vorbeizischten. Der metallische Ton hallte durch das ganze Cockpit.

„Ausweichmanöver!“ schrie Kara und riss den Steuerknüppel herum. Die „Vanguard“ vollführte eine halsbrecherische Rolle, während sie einem Geschoss auswich, das so nah war, dass es die Hülle erhitzte. „Nyla, wir brauchen einen Schub. Sonst sind wir tot!“

Die Ingenieurin schlug mit der Faust auf den Notknopf, und die Triebwerke heulten auf, als alle Reserven in einem letzten, verzweifelten Versuch aktiviert wurden. Der Frachter schoss nach vorne, direkt auf das chaotische Asteroidenfeld zu.

„Das wird eng,“ murmelte Kara, ihre Hände fest um den Steuerknüppel gekrallt. Die Felsen vor ihnen rotierten langsam, träge, aber jeder von ihnen war groß genug, um das Schiff mit einem einzigen Aufprall zu zerstören.

Hinter ihnen sah sie auf dem Scanner, wie die Jäger langsamer wurden. Doch zwei der aggressiveren Piloten entschieden, dass sie es riskieren konnten. „Zwei kommen hinterher“, meldete Cyrus.

„Wir werden sie abschütteln,“ sagte Kara entschlossen. „Cyrus, bereite die Scheinwerfer vor.“

Die „Vanguard“ tauchte in die Dunkelheit des Asteroidenfeldes ein, wehrte sich gegen die massive Gravitation der vorbeiziehenden Felsbrocken. Kara wich einem, dann einem weiteren aus, tanzte mit dem Schiff durch das Labyrinth aus Stein und Eis.

Die beiden Jäger hatten weniger Glück. Einer krachte gegen einen Felsen und verwandelte sich in eine Explosion aus glühendem Plasma. Der andere hielt stand, ein erfahrener Pilot, der nicht locker ließ.

„Jetzt!“ schrie Kara, und Cyrus aktivierte die blendend hellen Scheinwerfer des Frachters. Der verbliebene Jäger wurde für einen kurzen Moment geblendet, und in diesem Moment manövrierte Kara das Schiff geschickt hinter einen gewaltigen Asteroiden.

Sie hörten die Explosion nicht, aber der Scanner zeigte es: Der letzte Jäger war zerstört. Die „Vanguard“ war frei.

„Wir haben es geschafft,“ sagte Nyla erleichtert. Doch Kara blieb still, ihre Augen immer noch auf das leere All gerichtet. „Für den Moment,“ murmelte sie.

Der Krieg im Weltraum war noch lange nicht vorbei.

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