Die Monitore flackerten, und dann war da nur noch Stille. Sarah starrte auf das blinkende rote Licht ihres Kommunikationssystems. „Kein Signal“ stand da, unaufhörlich und in scharfen Buchstaben auf dem Bildschirm. Sie tippte hektisch auf die Tastatur, überprüfte die Kabel, rief nach ihren Kollegen im Kontrollraum. Doch niemand antwortete.
Seit Jahren hatte die Menschheit das globale Netz genutzt, um miteinander zu kommunizieren, zu arbeiten und zu leben. Es gab keine physischen Treffen mehr, keine analogen Bücher, keine Telefonate – nur noch die allgegenwärtige digitale Verbindung. Die Vorstellung, dass das Netz ausfallen könnte, war unvorstellbar. Und doch saß Sarah nun da, umgeben von toten Bildschirmen, und wusste nicht, was sie tun sollte.
„Hey, hört mich jemand?“ Ihre Stimme hallte durch das verwaiste Gebäude. Niemand. Die Serverräume, die normalerweise voller Aktivität waren, lagen still. Kein Surren, kein Klicken, nur unheilvolle Ruhe.
Sarah stand auf und ging zum Fenster, schaute hinaus auf die verlassene Stadt. Die Straßen, einst überfüllt mit selbstfahrenden Autos und Drohnen, die Pakete auslieferten, lagen nun leer und verlassen. In den riesigen Wohnblöcken, die sich bis zum Horizont erstreckten, brannte kein einziges Licht. Ein kaltes Schaudern überlief sie.
Sie griff nach ihrem Telefon – auch hier: „Kein Netz“. Nichts. Die Welt war verstummt.
Mit zitternden Händen versuchte sie, das alte Notfallradio aus dem Lager zu aktivieren. Es gab nur noch wenige Geräte, die unabhängig vom Netz funktionierten, und sie hatte nie gedacht, dass sie es jemals brauchen würde. Nach ein paar Sekunden begann das Radio zu knistern, doch statt einer Stimme oder eines Rettungssignals war da nur weißes Rauschen.
Sarahs Atem beschleunigte sich. Sie war Technikerin, ausgebildet in der Wartung der Server, die das Herz des globalen Netzwerks bildeten. Aber das hier war mehr als ein technischer Fehler. Das gesamte Netz, das Rückgrat der modernen Gesellschaft, war zusammengebrochen – und niemand schien darauf vorbereitet gewesen zu sein.
„Das kann nicht sein…“, flüsterte sie, während ihr Verstand fieberhaft nach einer Erklärung suchte. „Es gibt immer Backups. Immer.“
Sie schnappte sich ihre Taschenlampe und machte sich auf den Weg zu den Serverräumen im Untergeschoss des Gebäudes. Als sie die Tür aufstieß, erwartete sie das vertraute Summen der Maschinen. Doch auch hier: Nichts. Die Server, normalerweise hell erleuchtet und betriebsam, waren dunkel und leblos. Sie leuchtete mit der Taschenlampe auf die Hauptsteuerung. Kein Strom. Das war unmöglich – das Gebäude war an ein eigenes Energieversorgungssystem angeschlossen.
Dann fiel ihr Blick auf eine Konsole, die einen Notfallstatus anzeigte: „Kein Signal. Keine Verbindungen.“ Aber es gab keine Fehlerprotokolle, keine Hinweise darauf, was das Netz lahmgelegt hatte.
Inmitten der Leere hörte Sarah plötzlich ein Geräusch. Ein Kratzen, leise, irgendwo weiter hinten im Serverraum. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie drehte sich um, leuchtete mit der Taschenlampe in die Dunkelheit.
„Ist da jemand?“ Ihre Stimme zitterte.
Keine Antwort. Das Kratzen verstummte, als hätte es nie existiert. Sarah spürte, wie ihre Kehle trocken wurde. Langsam ging sie weiter in den Raum hinein, das Licht ihrer Lampe tastete über die stillen Maschinenreihen. Sie spürte, dass sie nicht allein war.
Als sie am Ende des Raums ankam, starrte sie auf einen einzigen leuchtenden Punkt. Einer der Server zeigte ein schwaches grünes Licht – ein einziger Funken in der Dunkelheit. Sie beugte sich näher heran und sah auf dem Bildschirm eine Nachricht, die sich in endloser Schleife wiederholte:
„Sie sind weg.“
Sarahs Atem stockte. Wer war „sie“? Und wohin waren sie gegangen? Ihr Herz pochte laut in ihrer Brust, als sie die Nachricht noch einmal las. Die Welt war nicht nur ohne Netz, sondern auch ohne Menschen. Plötzlich wurde ihr klar: Es war nicht das Netz, das verschwunden war – es waren die Menschen.
Panik ergriff sie. Sie drehte sich um, ihre Taschenlampe schwankte hektisch über die leeren Maschinen. Das Kratzen begann wieder, lauter und näher. Doch diesmal wagte sie es nicht, dem Geräusch zu folgen.
Mit zitternden Schritten ging sie rückwärts in Richtung Ausgang. Sie wusste, dass sie etwas herausfinden musste. Aber sie wollte es nicht mehr wissen. Der letzte Funke ihrer Hoffnung erlosch, als die Lichter der Taschenlampe flackerten und die Welt um sie herum in absolute Finsternis tauchte.